Welchen Stellenwert hat das Mitgefühl in der Behandlung? Kann man nicht auch intellektuell vorgehen und die freie Energie, mit der ein Heiler arbeitet, mental durch Geisteskraft und Wünschen herbeiziehen?
Diese Frage ist insofern interessant, als sie in Bereiche vorstößt, die wir in der Tat auch mit Gedankenkraft produzieren können. Doch Mitgefühl lässt sich nicht herbeiholen, denn Gefühle sind etwas anderes als Gedanken.
Und so ist es auch bei der Heilung. Wir haben die Kraft des mentalen Heilens in uns. Dazu gehört an erster Stelle die Imagination, die Vorstellungskraft also. Und da jeder Gedanke das Bestreben hat, sich zu verwirklichen, besteht hier die Möglichkeit, dass sich die Gedanken, die Bilder, die imaginativ erzeugt werden, verwirklichen. Das könnte man vielleicht noch auf intellektuellem Wege erreichen. Immerhin ist Gedankenkraft eine freie Energie, die wir jederzeit produzieren können. Mentales Heilen ist sehr verbreitet, und alle erfolgreichen Heiler bedienen sich auch der Kraft ihrer Gedanken.
Doch nun zum Mitgefühl. Das Mitgefühl gehört einer Dimension an, die wir vielleicht so definieren können: Auf dieser Ebene findet Heilung ohne mentale Kraft statt. Hier ist sie zunächst Anteilnehmen und dann Mitteilen.
Anteilnahme und Mitgefühl, das sind sehr eng verwandte Begriffe. Anteil nehmen, mitfühlen, sich in den Kranken hineinfühlen, das sind für die meisten Heiler die wichtigsten diagnostischen Hilfsmittel, denn mit dem Gefühl kann man Dinge erfassen, die wir weder mit unseren fünf Sinnen wahrnehmen noch mit Hilfe anderer Informationen entschlüsseln können.
Mitgefühl und Anteilnahme sind übersinnliche Kräfte, und Mitgefühl können wir in Mitteilen verwandeln.
Das heißt, wir teilen unsere Empfindungen mit, und wenn diese volle Liebe, voller Harmonie und voller Hilfskraft sind, so nach dem Motto »Von ganzen Herzen möchte ich diesem Menschen helfen«, dann kommt durch das Mitteilen eine zusätzliche Heilkraft zum Tragen, und zwar zusätzlich zu den vorher genannten mentalen Kräften.
Sie haben in Ihrer Frage auch das Wünschen angesprochen. Wenn wir uns etwas wünschen, tragen wir es ja auch nicht intellektuell zusammen. Vielmehr wollen wir mit dem Wunsch etwas erreichen, das bisher noch nicht erreicht wurde. Wir können uns zum Beispiel wünschen, dass wir Erfolg haben mit dem, was wir dem anderen übermitteln wollen, und dass derjenige die Botschaft auch annimmt.
Die Wunschkraft ist eine zusätzliche Dimension, die sowohl das mentale Heilen unterstützen kann als auch die Anteilnahme und das Mitteilen.
Die folgende Passage ist ein Auszug aus meinem Buch „Neue Sicht des Geistigen Heilens„.